When The Music's Over

Vom Skiffle* über Rock zum Pop - 1977 bis 1989; meine musikalischen Memoiren




Komtnix Skiffle - Flying the Flag - Smile for the Camera


Das vorweggenommene Fazit und Dank

Vielen Dank speziell an Ruth Allewelt, ohne die ich Gine, meine spätere Frau nie kennengelernt hätte (dazu später mehr) - auch an meine öde Schwester, die eine Vorliebe für die Gruppe „Redbone“ hatte und damit - ohne es zu wissen, viel ausgelöst hat (auch dazu später mehr).

Vielen Dank allen Musikern für ihre Geduld, ihre Inspiration, ihre Kritik und für ihr Vertrauen in mich und meine Musik.

Musik in einer Band hat mir viel bedeutet. Sie war Antrieb, sie hat mir Freude gemacht, Freunde gebracht - und sie hat Arbeit gemacht, Kraft gekostet und Freunde genommen. Viel zu oft habe ich die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten, speziell die solistischen Fertigkeiten, hinter die Weiterentwicklung der Band zurückgestellt (ausgerechnet ich, der angebliche Egoist); habe lieber einen neuen Song schreiben müssen, als an mir arbeiten zu dürfen.

Manches würde ich mir anders wünschen. Wenn ich noch eine Chance hätte, würde ich aus heutiger Sicht doch Einiges anders gemacht haben.

Als Fazit bleibt die Wehmut, die Trauer über vergebene Chancen; die Besetzung von „Flying The Flag“ mit Corinna A. hatte alle Chancen - Walter ? und die Drogen haben ihr und uns viel zerstört.

* Quelle Wikipedia: Skiffle ist Musik, die auch auf unkonventionellen, improvisierten Instrumenten gespielt wird. Neben der Gitarre und dem Banjo findet man häufig Waschbrett und Waschwannen- oder Teekistenbass, selbst Geräte wie Eimer, Tonne und Gießkanne finden Verwendung.




Komtnix - Die Skiffle Story

Der Name „Komtnix“ entstand in der Hamburger Fabrik in der Pause eines Konzerts von „Pete Wyoming Bender“, der übrigens stark angetrunken wirkte. Folker B. (ja, diese Schreibweise ist korrekt) und ich suchten bereits seit einiger Zeit nach einem Namen unserer Skiffle-Combo, da sagte Folker B. plötzlich „kommt nichts!“ in Anlehnung an die Comix von Asterix und Obelix wurde daraus „Komtnix“.

Die Gruppe spielte reinrassigen Skiffle mit solchen Klopfern wie z.B. „Does Your Chewing Gum Lose It's Flavour On A Bedpost Over Night“, „Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln gehen“, „Lady in Black“ (im Original von Uriah Heep) oder „Ice Cream“. Vorbild war die „Bourbon Skiffle Company“ aus Hannover oder auch die „Caddy Ltd.“ ebenfalls aus der Leine-Stadt, deren Auftritte wir häufig besuchten.

Das Repertoire von „Komtnix“ bestand aus ca. 70 Stücken, deren Reihenfolge von Auftritt zu Auftritt, zum Teil spontan, variiert werden konnte und auch wurde. Spaß stand im Mittelpunkt; geprobt wurde einmal pro Woche im Musiksaal der Schule Burgunderweg im Hamburger Stadtteil Niendorf.

Notiz am Rande: Der allererste Auftritt fand bereits auf „Einladung“ am Gründungsabend einer Tanzclub-Weihnachtsfeier in der Aula der Schule Burgunderweg statt. Eines der 3 Stücke war „House Of The Rising Sun“. Dies ist übrigens die erklärte Hassnummer von Gine, meiner Ehefrau.



Komtnix - Wie es begann

Die Geschichte, wie ich Harald S. (Waschbrett) und Folker B. (12-seitige Gitarre) und damit sogar über ca. 100 Ecken auch Gine kennengelernt habe, beginnt mit der Vorliebe meiner öden Schwester für die Gruppe „Redbone“. Zu ihrem Geburtstag wollte ich ihr eine LP dieser Gruppe schenken. Beim Kauf sah ich einen Aushang, dass GOVI-Schallplatten eine Aushilfe suchen würde. Schnell beworben und tatsächlich den Job bekommen. Zuerst sollte ich im Versand arbeiten. Nach ca. 2 Stunden dort wurde ich bereits in eine andere Abteilung, der Bestellbearbeitung versetzt. Dort konnte ich dann mit Ruth A. zusammen arbeiten, die mich immer wieder überredete mit ihr und ihrer Niedorfer Clique auf die Piste zu gehen (so entstand letztendlich auch der Kontakt nach Heidelberg).

Auf diese Art lernte ich Folker B. (sein Vater war übrigens der Schulleiter Herr Behrends der schon erwähnten Schule Burgunderweg) aus Niendorf kennen, der zunächst ein brachialer Akkustik-Schrabbler war, der selten ein Stück mit der vollen Anzahl seiner Gitarrensaiten beendete. Er hatte eine sehr gute Country-Stimme; sehr nasal und quäkig.

Harald S. war ein Schulfreund von Folker B.; Wiebke S. lernten wir zufällig auf einer Sylvesterfeier bei meinem Klassenkameraden und Elektronik-Spezi Cord-Hinrich B. kennen.

Leider bildeten Harald S. und Wiebke S. schon bald ein Pärchen. Die Probleme dieser Beziehung wurden zunehmend in die Band bzw. in die Proben hineingetragen. Die beiden wurden zwar nicht gefeuert aber Folker B. und ich hatten bald keine Lust mehr mit ihnen zusammenzuspielen. Daraufhin klauten Harald S. und Wiebke S., unter fadenscheinigen Argumenten die Arglosigkeit von Britta B. (Schwester von Folker B.) ausnutzend, einen Teil der bandeigenen Gesangsanlage, um sie gegen „Lösegeld“ wieder an Folker B. und mich zu verkaufen. Zähneknirschend haben wir uns dieser niederträchtigen Erpressung gebeugt und ca. 80,- DM an die beiden Figuren gezahlt. Für 80,- Euro u.a. eine Schul-Freundschaft aufzukündigen ist schon sehr armselig.

Matze kam von der Zigeuner-Swing-Band „Flute-Company“ kurzzeitig zur Band. Er spielte tolle Soli, konnte aber auch nicht aufhören, wenn der Gesang die Hauptrolle spielen sollte. Er dudelte und dudelte. Mit ihm haben wir vor dem Niendorfer Ortsausschuß gespielt, um einen Auftritt auf dem Niendorfer Stadtteilfest zu bekommen; das hat dann auch geklappt. Kurz darauf - und noch vor dem Auftritt - wurde er wegen seiner endlosen Dudelei wieder aus der Band befördert. Er war daraufhin stinksauer, da er sich als Gig-Beschaffer für den Auftritt in Niendorf mißbraucht sah. Kann man so sehen, aber auf unsere Bitten, auch mal mit dem Spielen aufzuhören, hat er nicht reagiert.

Axel S. war der damalige Freund (jetzt Ehemann???) von Ruth A., der bei den beiden Auftritten im Studentenwohnheim in Heidelberg mit seiner Klarinette mitmischte.



Komtnix - Das Equipment

Zunächst spielte ich einen roten „Höfner“ Halbresonanz-Bass, den ich bereits zur Schulzeit von einem Mitschüler (Detlev S.) aus einer Parallelklasse am „Gymnasium in Langenhorn“ gekauft hatte. Ich hab' dafür, zusammen mit einem grauen Papp-Form-Case, ca. 200,- DM bezahlt. Dieses Case war auch für meine „Sunburst-Fender-Precision-Bass-Kopie“ der Marke „Luxor“ passend, die ich mir irgendwann bei „Zingrebe“ in Wandsbek kaufte (wo ist dies Teil geblieben???). Den roten Bass habe ich dann leider später an meinen Cousin Kay S. für 50,- DM verkauft. Auf Case und Bass hatte ich übrigens Aufkleber vom „FC St. Pauli“.

Manchmal spielte ich auch noch einen original Tee-Kisten-Bass mit Besenstil-Hals. Hatte genau eine Saite und wurde mit Müllwerker-Handschuhen gespielt.

Bei ca. 1,5 Songs spielte ich auch Gitarre. Diese Klampfe war ein sog. halbakustisches Modell (die andere Hälfte war dann wohl elektrisch) der Marke „Hopf“. Meine erste Gitarre, die ich zusammen mit der gesamten Familie (inkl. meiner öden Schwester - wie peinlich), im Alter von immerhin schon 16 Jahren im „Musikhaus Joachim Trekel“ in Langenhorn gekauft bekam. Zu dieser Gitarre gehörte auch ein schottenrock-karierter Sack (toll!). Im Musikhaus bekam ich auch schrecklichen Gitarrenunterricht (Songtip: „Tulpen aus Amsterdamm“). Trotzdem hatte meine Mutter die Sorge, dass ich über kurz oder lang „langhaarig auf einer Bühne herrumrocken würde“. Die Voraussetzungen dafür waren weder mit der Gitarre noch durch den Gitarrenunterricht ideal. Die Gitarre habe ich übrigens später an Folker B. verkauft (auch schade).

Nach einiger Zeit sah Herr Trekel ein, dass er doch lieber sein Mandolinen-Orchester leiten wollte als Gitarrenunterricht zu geben (Autor des unsäglichen Unterrichtsbuches war ein Friedrich Stoppa, der stets von der „Schlaggitarre“ statt „Rhythmusgitarre“ sprach). Als Ersatzgitarrenlehrer stellte Herr Trekel Rainer Baumann, den Gitarristen von „Frumpy (Kult-Krautrockband mit Sängerin Inga Rumpf) ein. Allerdings veränderten sich die Unterrichtsinhalte und -übungen auch unter seiner Ägide nur wenig. Wenn man Rainer Baumanns eigenen Platten hört (ich habe drei davon in meiner heutigen Sammlung) ist es unverständlich, warum er mir den Blues (mein Wunsch) nicht hat nahe bringen können. War es mein mangelndes Talent?

Zur Verstärkung der Gitarre benutzte ich einen kleinen blauen Verstärker, den ich mir noch während meiner Schulzeit vom Ferien-Job-Geld bei der Firma „Bolle“ gekauft hatte. Es war ein Röhrenverstärker der Marke „Mercury“. Diesen kleinen Amp habe ich später an Gerald „Preacher“ von „Running Wild“ (eine Heavy Metal Band, von der ich auch zwei Scheiben besitze) verkauft - bei ihm habe ich dann erstmals gehört, wie toll das kleine Teil bei großer Lautstärke klingt. So richtig laut konnte ich ihn nirgendwo aufdrehen. Weder in Norderstedt bei den Eltern noch in meiner eigenen ersten Wohnung in Hamburg Hamm. Zur Bass-Verstärkung hatte ich einen klotzigen/unschönen Bass-Amp der Marke „Luxor“, den ich ebenfalls bei „Zingrebe“ neu für damals stattliche 750,- DM gekauft habe (Verbleib? Weg! Gut so!!!).

Unsere Lautsprecher- und Monitorboxen (so groß wie Schuhkartons) waren aus edler Spanplatte; natürlich selbstgezimmert. Bemerkenswert auch, dass alte Lampenständer als Mikrophon-Ständer zu neuem Ruhm kamen.



Komtnix - Die Auftritte

Die Auftritte in den Jahren 1977 - 1980 u.a.:

- Aula Schule Burgunderweg
- Privat-Feten u.a. Fam. Wullenweber am Tibarg
- Studenten-Wohnheim in Heidelberg (zweimal)
- HH-Niendorf (Heimatfest) - Lastwagen Tibarg (Sa.), Frühschoppen Zelt (So.)
- „Seglerbörse“ am Hamburger Hafen (spontan und ungeplant)
- „Die Hummel“ in Hamburg Hummelsbüttel (3 - 4 mal)

Um die Auftritte am Tibarg zu bekommen, mussten wir vor dem Ortsausschuß einen Probeauftritt absolvieren. Es wurde dann förmlich ein Vertrag geschlossen, der uns für beide Auftritte insges. 300,- DM garantierte. Für diese Auftritte mußten wir uns eine Gesangsanlage mit immerhin 100 Watt (in Worten: einhundert) von Peter B. und seiner Band „Queensland“ leihen. Dies gestaltete sich sehr stressig, da zum vereinbarten Termin der Schlüssel für den Lagerraum der Anlage nicht aufzutreiben war. Es wurde also sehr knapp. Ungefähr 5 Minuten vor unserem Auftritt waren wir dann doch noch bereit - ohne Sound-Check ein Sprung ins kalte Wasser.

Der Auftritt vom Lastwagen war Klasse und hat viel Spass gemacht; der Auftritt im Zelt hatte einen unfreiwilligen Höhepunkt. Bei einem Song, den ich etatmäßig sang, habe ich wohl die Tonart verfehlt, worauf Harald S. spontan und lauthals (auch falsch) mitsang und Wiebke S. ihr Banjo wie eine Geige hielt. Also keine Chance mehr in die richtige Tonlage zu kommen. „Scheiße, ich hör auf!“ war mein Kommentar. Der Song hieß übrigens „Ich bin der größte Casanova, den es gibt“, der daraufhin in „Ich bin die größte Katastrophe, die es gibt“ umbenannt wurde.

In der Seglerbörse haben wir nur gespielt, weil die Jazz-Band aus Dänemark, die ursprünglich vorgesehen war, nicht erschien; war natürlich total improvisiert und sehr lustig. Gespielt haben wir auf Instrumenten, die in der Seglerbörse zur Deko an den Wänden hingen.

In der „Hummel“, einem winzigen Folk- und Jazz-Club in HH-Hummelsbüttel von zunächst ca. 40 qm Auftrittsraum, haben wir 3-4 sehr witzige (gelungene) Auftritte gespielt. Der Club wurde später auf ca. 60 qm extrem „vergrößert“.

Die Aula der Schule Burgunderweg war die Test-Örtlichkeit für die ersten öffentlichen Auftritte bis zur ersten Stunde der Band „Flying the Flag“. Für „Komtnix“ war sie zudem Übungsraum, was bedeutete, dass für jede Probe das gesamte Equietschment (das Equipment - die Anlage und die Instrumente) aufgebaut und pünktlich um 22:00 Uhr wieder abgebaut werden musste. Später zogen wir mit unseren Instrumenten in das Photolabor um. Auch die ersten Versuche mit der Rockband („Greyhound Central Station“) fanden dort statt.



Greyhound (Central Station) - Vom Skiffle zum Rock

Nachdem Folker B. und ich nach dem „Anlagen-Diebstahl-Erpressungs-Skandal“ „Komtnix“ aufgelöst hatten, kauften wir uns bei Steinway kleine Brüllwürfel („Roland“-Verstärker für ca. 540,- DM - viel Geld für 1980) mit 20 Watt Ausgangsleistung. Wir probten dann im Fotolabor der Schule Burgunderweg zu zweit den Rock. Dabei zeigte sich bald, dass Folker B. eher zu den solistischen Dingen neigte; ich war eher der Rhythmiker - also der Rhythmusgitarrist.

Schon bald reichte der kleine Brüllwürfel, wirklich nur so groß wie Schuhkartons, nicht mehr aus und es mußte ein „richtiger“ Gitarrenverstärker her. Ich entschied mich für einen „Yamaha-Amp“, den ich bei „Amptown“ (damals noch im Bunker Alte Wöhr) für satte 950,- DM kaufte. Das Teil war groß und gar nicht einmal so gut, da es immer dazu neigte, klare Töne zu verzerren - also im Großen und Ganzen ein kapitaler Fehlkauf. Wo das blöde Ding letztendlich geblieben ist, kann ich nicht einmal sagen.

Ich kann mich jedoch sehr gut daran erinnern, dass ich mir bereits zu Zeiten von „Greyhound“ eine tierisch gute und höllisch schwere Box der Marke „Allsound“, bestückt mit 2 x 15-Zoll Speakern von Gerald „Preacher“ gebraucht für ca. 400,- DM gekauft habe. Er war damals Untermieter von Folker B. und Gründungs-Gitarrist von „Running Wild“ - und später auch ein wichtiger Lehrer und Inspirator für mein Gitarrenspiel. Durch geschickte Schaltung kombinierte ich den „Yamaha-Amp“ mit dieser Box. Allein, der Klang wurde auch nicht viel besser.

Als Gitarre spielte ich eine „Luxor“ Fender-Imitation aus hellem Holz, deren Verbleib auch wiederum nicht ganz klar ist. Ich glaube, ich hab' die Klampfe über eine Anzeige vertickt.

Nach ca. einem Jahr fühlten wir uns reif für eine „richtige“ Band. Also wurden Anzeigen geschaltet und Musiker getestet. Der Stil der Band, wenn man denn schon so etwas entwickelt hatte, war typischer „Krautrock“ mit Texten in englischer Sprache - deutsche Texte waren ja nicht „in“. Die Songs strotzten vor Breaks und Tempowechseln, da man es zunächst allen zeigen wollte, was man so drauf hatte.

Carsten B. kam per Anzeige zur Band. Er spielte ein absolutes Schrott-Set, zusammengestellt aus verschiedenfarbigen Sets - aber immerhin mit Double-Bass-Drum. Sein Double-Bass-Spiel lief immer so schwer an, wie ein alter Schiffsdiesel. Der Song ging also jeweils in die Knie, wenn die Double-Bass ins Spiel kam. Gern rauchte er im Probenraum sein Pfeifchen, gut gefüllt mit Haschisch.

Günther A. war die Inkarnation des Lehrer- und Beamten-Typs mit Vollbart. Er war ein Bekannter aus einer Jogging-Gruppe, der zunächst überredet werden musste, in der Band mitzumachen. Er hatte eine gnadenlosen Mumpf-Sound, den er mit einer uralten, halben (das Teil war tatsächlich durchgesägt) Bassbox produzierte. Sein Verstärker war ein heute kultiger Bass-Amp der Firma „Orange“. Es war eigentlich völlig Wurscht was er spielte, Hauptsache es war im Takt. Während seines Urlaubs haben wir ein wenig an seiner Einstellung des Verstärkers experimentiert - und siehe da, es war weniger Mumpf aber immer noch Dumpf - was Günter A. allerdings nicht aufgefallen ist.

Für die Band kauften wir eine Gesangsanlage der Marke „Surpreme“ bei Musik „Rotthoff“ an der Feldstraße. Dazu gehörte ein 4-Kanal-Mixer-Amp mit Federhall und zwei Boxen mit 12-Zoll-Speakern und Horn; insgesamt 1.200,- DM für den Mixer und 1.600,- DM für die Boxen. Finanziert wurde die ganze Angelegenheit über einen Bandkredit bei der Hamburger Sparkasse. Die Boxen wurden auch noch bei der Nachfolgeband „Flying the Flag“ als Monitorspeaker eingesetzt. Der Mixer-Amp, später ständig defekt, wurde von mir 1997 an einen bastelnden Waldschrat mit 50-Jahre-Ford verschenkt.

„Greyhound“ (ohne den ursprünglichen Zusatz „Central Station) spielte genau einen Auftritt vor Freunden und Bekannten am 31.05.1981 in der Aula der Schule Burgunderweg; einen Frühschoppen mit insgesamt 8 Stücken, wovon das erste Stück am Schluß wiederholt werden sollte. Doch dazu kam es infolge der mangelnden Kondition des Schlagzeugers Carsten B. nicht, der bereits nach dem 7. Stück das Handtuch werfen musste. Er wurde daraufhin noch vor Ort gefeuert und dieser Auftritt blieb irgendwie unvollendet.



Claus-Uwe S. kam als Ersatz für Carsten B. ebenfalls per Anzeige zur Band. Wie der Zufall es so wollte kam er ursprünglich auch aus Niendorf. Als er zur Band stieß, war er noch ein relativer Anfänger auf seinem Instrument, der aber schnell lernte und im Laufe der Zeit zu einem straighten Rock-Drummer wurde. Er konnte wie eine Maschine marschieren, was sich noch als problematisch erweisen sollte.

Die Geschichte der Band endete damit, dass Claus-Uwe S. und ich die Band verließen, da wir merkten, das Günter A. nicht der „Bringer“ ist und Folker B. nicht mehr wollte. Daraufhin wurde Günther A. mein Todtfeind. Mit dem Ende der Band trennten sich auch, bis auf wenige Ausnahmen, die Wege von Folker B. und mir. Aus den Augen verloren und die Erkenntnis gewonnen, dass ex-Musiker-Kollegen eben nicht automatisch auch Freunde bleiben.



Flying The Flag (Mark I) - Die beinahe Erfolgs-Story

Die Band „Flying the Flag“ (Mark I) war mit Sicherheit der Höhepunkt meiner musikalischen Aktivitäten. Diese Band hatte von Beginn an einen enormen Drive, eine enorme Kraft. Sie spielte wavige Rock-Musik oder Power-Pop. Die Vorbilder oder sogar Idole waren „Fisher Z“ und „John Watts“ (der Mastermind von „Fisher Z“).

Die Instrumentierung, die musikalische Aufgabenverteilung lehnte sich an die frühe Phase von „Police“ an; treibendes Rock-Schlagzeug, eine Gitarre als harmonisches Fundament ohne solistische Exkurse und ein rhythmisch treibender Bass mit solistischen Einlagen. Die Instrumentalpassagen mit vertrackten Akzenten ersetzten die Soli, die in Dreier-Formationen ohnehin immer zu gewissen Löchern im Sound führen.

Die treibende Kräfte und Masterminds waren Claus-Uwe S. und ich. Songs wie „Go On!“ und „Release Me“ (von mir geschrieben innerhalb von 5 Minuten auf dem Weg vom Squash nach Hause) waren über die gesamte Zeit des Bestehens eine feste Größe.

Der personelle Kern wurde von mir und Claus-Uwe S. gebildet, der ursprünglich per Anzeige zur Band kam; wie bereits beschrieben stiegen wir zusammen bei der perspektivlosen Band „Greyhound“ (Central Station) aus.

Auf der Suche nach neuen Mitstreitern fanden wir zunächst per Anzeige Christiane H. Christiane H. war eine echte Powerfrau mit kurzen blonden Bürstenhaaren, die den Platz am Bass jedoch nicht ausfüllen konnte. Sie war eine Anfängerin mit einem tierisch teuren Bass („Music-Man“). Über sie lernten wir sehr viele tolle, allerdings lesbische Frauen kennen. Bei einem Konzert von „Nuala“ im Knust waren wir Gäste in der VIP-Lounge, gefüllt mit jungen, sexy Frauen. Aber Jungs: „Keine Chance für euch, die sind alle lesbisch“. Welch Enttäuschung.

Dann fanden wir, wieder per Anzeige, Matthias S. Zunächst wollten wir als Trio unser Glück versuchen, stellten aber schon bald fest, dass irgendwie der letzte Kick fehlte. Eine witzige Geschichte am Rande: Claus-Uwe S. und ich suchten bereits zu der Zeit, als Matthias S. noch nicht Mitglied der Band war eine „richtige“ P.A. (Public Address, kurz P.A. ist die Bezeichnung für große Lautsprecheranlagen zur Beschallung des Publikums - also Krach adressiert an das Publikum). Eine Band hatte eine Anzeige im Ultimo (damals DAS Anzeigenblatt für den Hamburger Raum) geschaltet; Bassist dieser Band war Matthias S. Die Band wollte uns natürlich mit einem Titel beeindrucken und spielte „You've lost that lovin' feeling“ im Original von den Righteous Brothers. Das Original hat die Band nicht im Ansatz erreicht und die Boxen haben wir übrigens auch nicht gekauft.

Corinna A. kam als blutige Anfängerin im Alter von zarten 20 Jahren ebenfalls per Anzeige zur Band. Sie konnte uns sofort durch ihre Power und ihre fröhlich, positive Ausstrahlung überzeugen. Sie sezte sich u.a. gegen eine Sängerin aus einer Gala-Band (heute würde man Top-40-Band sagen) durch, die bei uns im Übungsraum darüber verzweifelte, dass sie nicht wußte, was IHRE Stimme war; sie konnte z.B. so klingen wie Gitte, Vicky Leandross oder Mary Roos.

Flying the Flag (Mark I) - Flying the Flag - Hier den Song anhören

Wir hatten uns für die Auswahl einer Sängerin einen Code zurechtgelegt: um das „Rehearsel“ (Vorsingen) zu beenden, schlug einer von uns dann vor, unseren Song „Run, don't walk“ zu spielen. Wurde dieser Vorschlag nur von einem der Bandmitglieder abgelehnt, bedeutete dies, dass die Kandidatin durchgefallen war; haben wir den Song doch gespielt, war sie zumindest in der engeren Auswahl.



Die Power, die von Corinna A. im ersten Jahr ausging, hat der Band einen Moment den Schub gegeben, die uns alle glauben ließ, wir könnten so etwas wie einen Durchbruch schaffen.

Für alle Beteiligten beinahe tragisch geriet Corinna A. nach ca. einem Jahr unter den schlechten Einfluss von Walter ?, der mit 31 Jahren deutlich älter als sie war. Er (ver-)führte Corinna A. sehr schnell zu Drogen. Dies hatte zur Folge, dass Corinna A. immer lustloser und kraftloser wurde. Sie befand sich auf ihrem persönlichen Abstieg, den wir weder mit Überzeugungsversuchen noch mit Drohungen verhindern konnten.

Mit ihrem Rauswurf wurde der Band das Herz herausgerissen; sie war, wie Chrissie Hynde von den „Pretenders“ (mit ihr wurde sie verglichen) eine echte Frontfrau. Was aus ihr geworden ist, weiß ich leider nicht. Nach meinen letzten Informationen soll sie nach Berlin gegangen sein. Beim Bundesverband Deutscher Banken gab es eine Sekretärin mit ihrem Namen (Corinna Arendt). Ich hab' mich aber nie getraut, dort anzurufen und sie zu fragen.







Flying the Flag (Mark I) - Run Don't Walk - Hier den Song anhören

Flying the Flag (Mark I) - Release Me - Hier den Song anhören

Flying the Flag (Mark I) - Das Equipment

Bereits kurz nach Gründung von „Flying the Flag“ (Mark I) bestellte ich mir beim Musikhaus „Dehmel“ in Eppendorf ein „Marshall“-Top-Teil mit 100 Watt Ausgangsleistung und Kanalumschaltung (Modell JC 800 Bild). Leider kassierte „Dehmel“ zwar die Kohle in Höhe von 1.600,- DM, lieferte meinen „Marshall“ aber nicht. Erst nach massiven Drohungen gaben sie mir das Geld zurück. Meinen „Marshall“ kaufte ich dann bei „Amptown“, nun schon teilweise auch in Wandsbek angesiedelt. Später, als ich in den Amp teure und gute „Boogie“-Röhren einbauen ließ, musste ich feststellen, dass man wohl die Original-Röhren vor dem Verkauf des Amps an mich gegen billige Ostblock-Röhren ausgetauscht hatte. Also klassischer Betrug durch einen Mitarbeiter von „Amptown“, den ich leider nicht nachweisen konnte. Den Amp betrieb ich an meiner 2 x 15 „Allsound“-Box. Der Sound war nun endlich so druckvoll und geil, wie ich mir es immer gewünscht hatte.

Den Amp kaufte ich mir für die Abschlussprovision meiner eigenen privaten Krankenversicherung. Schlimm dabei war/ist, dass ein Allianzmitarbeiter (mein damaliger Arbeitgeber, die „Hermes Kreditversicherungs AG“ gehörte zum „Allianz“-Konzern) mir und vielen Kollegen den Abschluss einer privaten Krankenversicherung ohne ausreichende Belehrung und Aufklärung über die möglichen Folgen (lebenslänglich) schmackhaft machte. So ein Vertrag war am Arbeitsplatz schnell vorgelegt und unter Zeitdruck unterschrieben.

Zu diesem Zeitpunkt schwor ich auf japanische Gitarren der Marke „Aria“, die zum damaligen Zeitpunkt und im Vergleich günstig (ab ca. 590,- DM) und richtig gut waren. Diese Gitarren modifizierte ich noch etwas soundmäßig, indem ich in die Schaltung Kondensatoren einlötete und zudem „Schaller“-Pick-Up's (Tonabnehmer) der Linie „Golden 50'th“ einbaute. Außerdem änderte ich ständig die Lackierung der Gitarren. Vorbild für dieses Verhalten war Eddie van Halen (Gitarrist von der Band „Van Halen“ und seine „Frankenstrat“ - eine aus Schrottteilen von ihm selbst zusammengebaute Gitarre). Die Gitarren von „Fender“ oder „Gibson“ waren zur damaligen Zeit zu Beginn der 80er Jahre für mich unerschwinglich.

Claus-Uwe S. und ich kauften zusammen bereits in der Gründungsphase gebrauchte Bass- und Midbins (sog. „4560“er und „4561“er als echte P.A.) von einem mehr oder weniger dubiosen P.A.-Verleiher in Hamburgs Osten. Zusammen mit der Gesangsanlage und einem No-Name-Amp („Taurus?“) hatten wir, so glaubten wir schon richtig viel Equipment. Am Tag des P.A.-Kauf hatte ich ein echt euphorisches und glückliches Gefühl - jetzt konnte es so was von losgehen.

Ein Mixer musste auch noch gekauft werden. Billig war ein 12-Kanal-Mixer Marke „Starmix“ (allein der Name kling schon billig). Um auch noch so ein Teil kaufen zu können, lieh ich mir von meinem alten Herrn 1.000,- DM. Daraufhin kam dann natürlich die Frage, was denn das Ganze nun werden solle, ob ich nun von der Musik leben wolle - Ahnungslosigkeit pur.

Später kaufte ich noch, um das Klangspektrum zu erweitern, einen monophonen Synthesizer „Moog Prodigy“ wiederum bei „Amptown“ für um und bei 1.000,- DM. Heute ist so ein Teil gesucht und kultig; damals verkaufte ich ihn nach Ausfällen von Corinna A. speziell im „Endspurt“ in Farmsen für 200,- bis 300,- DM an „Music-City“ auf der Reeperbahn.

Claus-Uwe S. und ich waren die einzigen Geldverdiener in der Band, so dass viele Anschaffungen und Investitionen an uns hängen blieben. Leider waren damals viele Instrumente und Geräte noch vergleichsweise sehr teuer. Im Jahr 2019 habe ich mir einen 24-Kanal-Mixer inkl. Effektgerät und Recording-Section (auf SD-Card) für nicht einmal 450,- Euro gekauft. Meine Haupt-Gitarre von „Squire“ (eine Tochterfirma von „Fender“) hat im Versandhandel von „Thomann“ oder „Music-Store“ lediglich 120,- Euro gekostet. Zu meiner aktiven Zeit als Live-Musiker war musizieren noch sehr kostspielig und die Qualität vieler Instrumente und Geräte war speziell im Amateurbereich viel, viel schlechter als heutzutage. Es bleibt festzuhalten, dass mich mein Hobby nahezu in den Ruin getrieben hat - dazu allerdings später noch mehr.





Flying the Flag (Mark I) - Die Auftritte

Die Auftritte in den Jahren 1983 - 1984:

- Aula in der Schule Burgunderweg (Testauftritt - 26. Juni 1983)
- „Knust“ (22. Dezember 1983)
- „Schönningstedter Mühle“ (14. Januar 1984)
- „Knust“ (26. Februar 1984)
- „Knust“ (05. April 1984)
- „Auenland“ (18. August 1984)
- „In Keuschheit und Demut“ (15. September 1984)
- „Knust“ (15. November 1984)
- „Endspurt“ (muß im Frühjahr 1985 gewesen sein)

Bereits der erste echte Auftritt von „FTF“ („Flying the Flag“) außerhalb der Testbühne in der Aula der Schule Burgunderweg war mit Sicherheit einer der Highlights der Band. Das Debut für einen absoluten Newcomer an einem Sonnabend! Ausverkauftes Haus (max. 130 People gingen in den kleinen Klub). Natürlich auch viele Freunde und Bekannte, die sehen wollten, wie wir uns so schlagen; aber es waren auch viele „Spione“ anderer (auch bekannter) Hamburger Bands anwesend. Hat alles total gut geklappt und die Bühne mit unseren selbstgebauten Stellwänden, die das Equipment verdeckten, sah wirklich gut aus und hat sicherlich viele beeindruckt, die so etwas von einer Newcomer-Band nicht erwartet hatten.

Nach dem „Gig“ (Auftritt) haben wir in unserem Übungsraum - der mittlerweile im ehemaligen Büroraum der Garten- und Landschaftsbaufirma „Scherkus“ im Ostfalenweg in Hamburg Niendorf lag - noch kurz ein Bier auf den großen Erfolg gezischt, bevor wir weit nach Mitternacht nach Hause gefahren sind. Zuhause angekommen hat mich eine totale Traurigkeit überkommen, da ich meine Freude mit niemandem teilen konnte. Auch Freude kann wehtun - eine bittere Erfahrung fürs Leben.

Bei den folgenden Auftritten im „Knust“ hatten wir in Andreas ? (Sänger und Mastermind der Band „Die Da“, die die besten Neue-Deutsche-Welle-Songs gespielt hat, ohne jemals ein Teil dieses Hypes zu sein. Die Band hat auch keine LP aufgenommen obwohl ich noch immer einen Ohrwurm von der Band hab': Touristen müssen wissen, dass sie leiden wenn sie küssen, denn sie bleiben nie an diesem Ort....) einen Tonkutscher, der absolut auf die Stimme und Person von Corinna A. abgefahren war. Er meinte, sie klingt wie Chrissie Hynde, die Frontfrau der „Pretenders (großes Kompliment). Er wäre jedenfalls der bessere Partner von Corinna A. gewesen, als dieser unsägliche Walter ?.





Flying the Flag (Mark I) - News of the Day - Hier den Song anhören

Flying the Flag (Mark I) - Go On! - Hier den Song anhören

Der Auftritt in der „Schönningstedter Mühle“ hätte zum totalen Disaster werden können, wenn wir uns auf die Aussagen des Wirtes verlassen hätten, der uns versicherte, dass alles da wäre; nur die Instrumente mitbringen - P.A. ist vorhanden. Wir sind dann mit vollem Equipment in einem total lahmen VW-Buss (max. 80 km/h) hingetuckert. Unser erstes Set war so schlecht, dass Corinna A. mich in der Pause auf der Herrentoilette(!) davon abbringen musste, einfach nach Hause zu fahren. Das 2te Set war dann bedeutend besser; leider war das Publikum eher discomäßig.

Der Gig im „Auenland“, einem ehemaligen Dorfgasthof mit Saal irgendwo im Niemandsland von Schleswig-Holstein begann damit, dass den Öko-Betreibern unsere Anlage wohl offensichtlich viel zu mickrig war. Wir erhielten keine Unterstützung und keinerlei Tips und Hinweise bezüglich der speziellen, wackeligen Bühnensituation. Daher herrschte von Abeginn schlechte Stimmung, die sich auch nicht besserte, als wir ein deftiges Abendessen (Bratkartoffeln mit Spiegelei) in dem schmierigen Restaurantbereich des „Auenlands“ erhielten. Und dann tatsächlich: beim ersten Stück Ausfall der Bass-Anlage und nach schneller Behebung des Fehlers war dann die Hallspirale meines „Marshall“-Amps bei jedem Kick der Bass-Drum deutlich scheppernd zu hören. In der Pause zum zweiten Teil unseres Gigs haben wir natürlich entsprechend umgebaut. Blöd auch, dass in der Pause brüllend laute Disco-Mucke lief. Die Zuschauer, darunter viele behinderte Menschen mit Down-Syndrom, haben aber trotzdem viel zu unseren Songs getanzt und hatten Spaß. Was will man mehr.

In der Form unseres Lebens befand sich die Band im „In Keuschheit und Demut“ in einem alten Bahnhof in der Nähe von Geesthacht. Die Bühne war zwar viel zu winzig; der Laden war aber rappelvoll (diesmal keine Freunde und Bekannte sondern „echtes“ Publikum). Die Stimmung war vom Start weg sehr gut. Das Publikum hat mitgeklatscht, der Wirt hat spontan eine „Lightshow“ veranstaltet, der Sound war gut und die Band sehr gut drauf. Ein weiteres (leider letztes) Highlight.

Bezeichnend, dass der letzte Auftritt dieser Formation, ohne es zu ahnen, in dem öden Laden in Farmsen, mit Namen „Endspurt“ stattfinden sollte. Die sog. Bühne entstand dadurch, dass wir einen Billard-Tisch wegräumen mußten. Wir spielten zwar nicht schlecht, aber eine gute Stimmung wollte nicht aufkommen, da das Publikum sehr spät kam (im TV lief ein Film mit Burt Reynolds) und noch viel später in Schwung kam (erst als Folge des Alkohols). Offensichtlich traf unsere Musik nicht den Nerv des Publikums. „Äy, Mausezahn, mach mal'n Schlagzeugsolo“, war ein symptomatischer Ausruf des Publikums. Zu allem Überfluß legte sich eine leicht angetrunkene und bekiffte Corinna A. mit dem ebenfalls alkoholisiertem Vater des Kneipenbesitzers an, der mit einer Schaufensterpuppe tanzte. Überflüssigerweise meinte er, dass ihm solche Frauen, die sich nicht wehren, am liebsten wären. Dem alten Typ hätte man dafür wahrlich eine drücken sollen. Leider hat Corinna A. in ihrem Zustand nicht sehr souverän sondern eher beleidigend reagiert. Daraufhin wurde die Stimmung endgültig agressiv.

Zu unserem Glück war jedoch kurz davor unsere Niendorfer-Clique (die Bartz, Nuck und Schröder) aufgetaucht. Unter Mithilfe aller dieser Freunde und Bekannten haben wir in nur 7 Minuten den LKW mit unserem gesamten Equipment beladen und den ungastlichen Proll-Ort verlassen. Dies war einsamer Rekord und das Live-Finale von „FTF“ in der Besetzung mit Corinna A.





Die Programm-Ankündigen enthielten manchmal sehr lobende Worte:

- Oxmox: Flying the Flag schickten uns ein Demo und darauf ist ganz netter, flotter Rock mit englischen Texten
- Knust: Newcomer-Week: Die Band Flying the Flag (hervorragender Auftritt bei uns im Dezember).....ist dabei.
- Auenland: Flying the Flag - Eine frische Truppe mit eingängiger Musik
- Oxmox: Tagestip - Flying the Flag (September 84) neben Herbert Grönemeyer



Flying the Flag (Mark I & II) - Die (Tor-)Tour

Auch zu den besten Zeiten von „FTF“ haben wir mit unserer Musik kein Geld verdient. Immer nur zugesetzt - so ist das eigentlich immer bei Hobbys - da Übungsräume zu bezahlen waren, Plakate gedruckt und bezahlt werden mussten, Cassetten für Demos zu kaufen waren oder Geld für neue Anlagenteile benötigt wurde. Dafür haben wir mit der Band entweder Kredite aufgenommen oder Finanzierungen über die dubiose Firma „Blackfield“ abgeschlossen. Die Übungsräume kosteten übrigens während meiner gesamten Musikerzeit immer ca. 300,- DM im Monat - Kartell-Absprache?

Für Auftritte gab es maximal 500,- DM, wie im „Auenland“. In der Regel wurden wir an den Einnahmen der Abendkasse beteiligt und hatten die Getränke und dann und wann auch ein Essen frei. Kosten entstanden uns jeweils für zu mietende Transporter; in ein bis zwei Fällen haben uns Freunde einen LKW kostenfrei besorgt. Dies war speziell im „Endspurt“ sehr hilfreich, da wir unser Equipment nicht sorgsam im Kleintransporter verstauen mussten, sondern großflächig auf der Ladefläche plazieren konnten.



Da wir zu jeder Zeit bei „FTF“ eine eigene Anlage besaßen, mussten wir zum Glück nicht auch noch für Anlagenmieten Geld ausgeben; ansonsten hätten wir wohl bei einigen Auftritten auch noch draufgezahlt. Dann hätte sich mit Sicherheit viel öfter die Frage gestellt, warum man die ganze Angelegenheit mach - etwa aus Spaß!?!?!

Auftritte begannen eigentlich schon einen Tag vorher mit dem Zusammenpacken der Anlage im Ü-Raum; es durfte ja nix liegen bleiben. Der Auftrittstag bestand dann aus sehr viel stressiger Arbeit, sehr viel nerviger Warterei und - ach ja, dem Auftritt, gefolgt von Arbeit. Wir konnten uns ja keine Roadies leisten - von Groupies ganz zu schweigen.

Dabei hat sich gezeigt, dass eine klare Aufgabenverteilung den Stress vermindert. Bassisten und Gitarristen sind mit dem Aufbau einfach schneller fertig als Schlagzeuger; aus diesem Grund waren Matthias S. und ich auch noch für die P.A. zuständig. Corinna A. hatte Claus-Uwe S. beim Aufbau seines Schlagzeuges zu unterstützen.

Flying the Flag (Mark I) - Island in the City - Hier den Song anhören

Flying the Flag (Mark I) - Stop the Engine - Hier den Song anhören

Ohne Disziplin und vorherige Absprachen geht auch beim Sound-Check nichts. Der Sound-Check bei „FTF“ begann immer mit den Drums - also mit dem Instrument was zuletzt mit dem Aufbau fertig war. Dies liegt daran, dass ein guter Gesamtsound einer Band zu ca. 60% von einem guten Drumsound abhängt. So war es auch bei „FTF“; Resonanzfelle (dies sind die Felle unter dem Schlagzeugkessel) beim Schlagzeug sind live übrigens eine Katastrophe, da sie immer unheimlich mumpfen und dröhnen. Ganz interessant am Rande: deutsche Mixer mischen die Bass-Drum gern als basslastiges Dröhnen („Buuummm“); speziell amerikanische Mixer mischen die Bass-Drum als „Kick“ („Dugg“), was dem Gesamtsound viel mehr Transparenz gibt. Mal drauf achten.

Es hat sich auch gezeigt, dass es sinnvoll ist, immer den gleichen Song beim Sound-Check (anzu-)spielen. Und noch ein weiser Ratschlag: bereits im Probenraum immer in Bühnenaufstellung spielen, da man sich dann auf der Bühne (akustisch) leichter wiederfindet. Ist im Probenraum natürlich für den Sänger blöd, die nächste Wand anzusingen, hilft aber bei der Orientierung auf der Bühne ungemein.

Hier nun so etwas wie ein Protokoll über eine typischen Auftrittstag mit „FTF“:

15:00 Uhr - Feierabend im Büro.
15:30 Uhr - Transporter vom Vermieter übernehmen.
16:00 Uhr - Treffen am Übungsraum und Anlage verladen.
16:30 Uhr - Abfahrt zum Auftrittsort.
17:30 Uhr - Ankunft am Auftrittsort; Besprechung, wie die Band sich aufbaut (sehr wichtig, da alle Bühnen viel zu klein sind!!!) Ausladen und Aufbau des Equipments.
18:15 Uhr - Beginn Sound-Check; Drums zuerst ca. 15-20 Minuten, dann Vocals und Bass/Gitarre; anschließend die gesamte Band.
19:00 Uhr - Einlass Publikum; damals war es tatsächlich so früh!!! Ab diesem Zeitpunkt hieß es abwarten und 'ne Kleinigkeit essen (Gruß an Anke Huber, die olle Milchschnitte: „...und dann es isch noch ne Kleinischkeit“).
21:00 Uhr - Erstes Set; Start aus dem Stand mit „Go On“; Full Power bis ca. 21:45 Uhr; dann Pausengespräche für ca. 45 Minuten.
22:30 Uhr - Zweites Set mit hoffentlich ein paar Zugaben.
00:00 Uhr - Abbau der Anlage und Unterbringung im Transporter.
00:30 Uhr - Rückfahrt zum Übungsraum.
01:30 Uhr - Ankunft im Übungsraum und Ausladen der Anlage; nur so reinstellen.
02:30 Uhr - Abstellen des Transporters auf dem Platz des Vermieters.
03:00 Uhr - Eintreffen im eigenen Bett; kaputt nach 12 Stunden seit Abfahrt aus dem Büro. Dazwischen nur 90 Minuten Musik mit mehr oder weniger guter Resonanz.

Was unter dem Strich blieb, waren 12 Stunden harter Arbeit oder Geduldsprobe für wenige Glücksmomente. Zudem hatte ich immer Höllenangst davor, von einer Migräneattacke heimgesucht zu werden. Dies ist mir zum Glück jedoch nie passiert, hat aber immer verhindert, dass ich Auftritte in vollen Zügen genießen konnte. Dieses Genußgefühl kam jeweils erst zum Schluß der zweiten Serie auf, da ich mir dann sagte, wenn es jetzt passiert, ist das Publikum wenigstens nicht mehr ganz sauer. Nach dem Auftritt war also die beste Zeit; die Zeit der Vorfreude hat ohne mich stattgefunden.

Zu dem Zeitpunkt unserer Liveaktivitäten - eigentlich bereits davor - haben Claus-Uwe S. und ich bei anderen Bands spioniert und deren Fehler analysiert. Klassischer Fehler anderer Bands ist z.B. der Fehlstart: dies heißt, die halbe Band steht auf der Bühne und wartet, der Rest ist noch auf dem Klo - klasse Start. Auch das ewige Herumgefummel einzelner Musiker vor dem Konzertbeginn am Equipment auf der Bühne war aus unserer Sicht dilettantisch und amateurhaft; ein Auftritt muß als „Big Bang“ beginnen, so war es bei „FTF“.

Vor einem Auftritt muss man das Publikum und auch die Musiker der Band motivieren, so unsere Meinung. Dazu trägt eine Bühnendekoration viel bei; das Schlagzeug muß geil aussehen und daher - unsere Lösung - von unten speziell angestrahlt werden. Wichtig ist auch, dass der Bandname irgendwo deutlich zu sehen ist. Viele Besucher kommen in einen Club, um mal kurz zu schauen; sie müssen sofort den Namen der Band lesen können und nicht erst lange fragen müssen, wer denn da eigentlich „muckt“. „FTF“ hatte immer ein großes Plakat (heute würde man „Banner“ sagen) hinter dem Schlagzeug hängen; der Name stand auch auf unseren selbstgezimmerten Deko-Wänden, die mit Stoff bespannt waren.

Vor und während der Auftritte sollte kein Musiker Alkohol trinken, zumindest nicht zu viel, da dies dazu führen kann, dass die Band sich toll fühlt, tatsächlich aber unpräzisen Murks zusammenspielt. Bei unserem dritten Auftritt im „Knust“ hatte ich selbst leicht einen in der Krone; war mir sehr peinlich, zumal man dies erst vollständig realisiert, wenn das Adrenalin im Körper zu wirken beginnt.

P.S. Im Probenraum war unsere Biermarke immer das „Paderborner“ mit einem prima Preis-Leistungs-Geschmacks-Verhältnis. Dieses Bier ist auch heute noch mein Favorit.



Flying The Flag (Mark II) - Die desillusionierende Story

Nach Corinna A's „Ausstieg“ und den Verlust ihrer enormen Gesangs-Power entstand zunächst ein Vakuum. Es wurde überlegt, in welche Richtung es mit „FTF“ zukünftig gehen sollte. Um die musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern, wollten wir einen Keyboarder suchen und natürlich eine neue Sängerin. Ein Sänger kam nie in Frage, weil sowohl Matthias S. als auch ich passable Stimmen hatten. Siehe "Release Me" und "Woman Or A Man".

Wir suchten also mal wieder per Anzeige Mitstreiter. Ein Keyboarder konnte jedoch nicht gefunden werden. Dazu ist anzumerken, dass Mitte der 80er Jahre Keyboards mit einem akzeptablen Sound sehr, sehr teuer waren. Sehr teuer hieß ab 4.000,- DM. Keyboarder waren „Magelware“ und diejenigen, die sich Keyboards leisten konnten, wollten auch Geld mit der Musik verdienen, wurden also Tanzmusiker!!!

Sängerinnen, oder solche, die sich dafür hielten, meldeten sich in großer Zahl. Nahezu alle waren jedoch Anfängerinnen mit z.T. schrecklichen Stimmen, die in der Mehrzahl saft- und kraftlos waren. Jahre später gab es im TV eine Sendereihe, in der talentierte Sänger und Sängerinnen gesucht wurden (Deutschland sucht den Superstar - „DSDS“) - so ähnlich kamen wir uns auch vor. Viele haten auch „traumatische“ Erlebnisse mit selbsternannten „Produzenten“, die diesen aussichtslosen „Talenten“ Plattenaufnahmen und Karrieren unter der Voraussetzung versprochen und in Aussicht gestellt hatten, dass sie den Produzenten nicht nur die Stimme liehen!!! Dies ist kein Seemannsgarn sondern leider ein Teil der damaligen Realität.

Allerdings muß auch ich zugeben, eine Kandidatin, zwar auf andere Art und Weise, aber insgesamt sehr unfair behandelt zu haben. Ich sollte eine Sängerin-Kandidatin vom Bahnhof „Klein-Borstel“ abholen. Schon im langsamen Vorbeifahren erblickte ich aus dem Auto die Dame, auf die die Beschreibung zutraf - und fuhr ohne sie in den Übungsraum - sie war einfach zu häßlich und zu dick. Ja, mir ist klar, eine Schweinerei!

Andererseits kann ich mich noch an die Rumdruckserei im Übungsraum erinnern, wenn wiedermal eine Sängerin, von der Stimme, vom Talent, vom Typ oder von der Chemie nicht zur Band passen konnte. In manchen Fällen war man geneigt, bereits nach (oder auch schon vor) dem ersten Stück unseren geheimen Entscheidungs-Song „Run, don't walk“ zur Abstimmung zu bringen. Manche von den Mädels waren echt geknickt, wenn wir ihnen die Entscheidung mitgeteilt haben. Ganz besonders blöd für diejenigen, denen man noch Hoffnungen machen musste/konnte und die auf eine endgültige Entscheidung sogar noch ein paar Tage warten mussten.

Wir wurden dann aber doch fündig und entschieden uns für 2 (in Worten zwei) Sängerinnen. Beide waren Anfängerinnen, die von der Idee begeistert waren, gleichberechtigt zu sein und jeweils die Leadvocals oder die Keyboards zu übernehmen.





Die eine war Meike S., eine echte Hamburger Deern mit Barmbeker Akzent (zu Matthias S., als er seine ehemals lange Matte gestutzt hatte sagte sie nur: „Has Hohre ab?“, daraufhin von Matthias S. ebenfalls im Barmbeker Idion: „Hohre ab!“ Dieser „Dialog“ war seitdem ein Klassiker), Anfang zwanzig Jahre mit langen, blonden Haaren mit doch eher unterschätzter Stimme, die sich nicht so weiter entwickelte, wie von allen gehofft. Dies lag ursächlich daran, dass Meike S. viel zu selten zu den Proben kam und daher den möglichen Entwicklungssprung nicht schaffte. Ihre Zuverklässigkeit bestand nach kurzer Zeit darin, von 4 Probenabenden 2 (gefühlt 3) abzusagen. Dies führte zunächst dazu, dass wir „ihre“ Songs sehr selten gespielt haben, ihr dann weggenommen haben und sie letztendlich aus der Band hinauswerfen mussten. Schade, da Meike S. mehr Potenzial hatte, als sie sich selbst zutraute.

Flying the Flag (Mark II) - Give It Up Tonight - Hier den Song anhören

Flying the Flag (Mark II) - Video Overkill - Hier den Song anhören

Sie wurde wiederum nach Anzeigenschaltung durch Ulrike P. ersetzt, eine „gelernte“ Schauspielerin (u.a. Ernst-Deutsch-Theater, Klecks-Kindertheater und später auch Buchautorin), die ihr Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten erweitern wollte. Leider konnte auch sie die Erwartungen nicht erfüllen und konnte nie so richtig Tritt fassen.

Der neue „Star“ der Band war unumstritten Annabella B., eine kleine, junge und temperamentvolle gebürtige Portugiesin, die enorm schnell lernte und viel Kraft in ihre Stimme und ihren Gesang legte. Ohne es ausdrücklich zu wollen, drängte sie sowohl Meike S. als auch später Ulrike P. in die zweite Reihe. Sie hatte ein mit Corinna A. vergleichbares, riesiges Potenzial.

Flying the Flag (Mark II) - Secret Life - Hier den Song anhören

Flying the Flag (Mark II) - Wake me up - Hier den Song anhören

Durch den Einsatz der Keyboards wurden die musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten erwartungsgemäß und tatsächlich größer. Auch die Kompositionen wurden reifer, ausgefeilter, zeitgemäßer und, so glaube ich (noch heute) so etwas wie kleine Hits, die auch im Radio (vielleicht eine sehr optimistische Einschätzung) hätten bestehen können. Der Stil wandelte sich damit vom wavigen Rock zum Pop, obwohl wir es immer noch Power-Pop nannten.

Flying the Flag (Mark II) - Woman or a Man - Hier den Song anhören

Auftritte waren leider Fehlanzeige. Der Grund ist einerseits darin zu suchen, dass wir nach dem Ende von „FTF“ (Mark I) viele neue Songs erarbeiteten und einige alte Songs aussortierten und natürlich durch den neuerlichen Wechsel der „Gesangssektion“. Ein bereits vereinbarter Auftritt in der neu eröffneten „Zinnschmelze“ wurde zwar vereinbart, unsererseits aber abgesagt, da „FTF“ (Mark II) einfach noch nicht rund genug lief.



Zu allen personellen Problemen mußten wir auch noch zur Unzeit unseren Übungsraum im Büro der Firma „Scherkus“ räumen, da die Firmenreste und damit auch das Gelände verkauft wurden. Dies bedeutete für uns die zeitaufwändige Suche nach neuen Räumlichkeiten. Tagelang war ich als Späher unterwegs, um mit Firmen (vornehmlich Firmen mit uralten Räumlichkeiten und Gebäuden) über die Möglichkeit der Anmietung von Räumlichkeiten als Übungsraum zu sprechen und verhandeln. Aber leider konnte weder z.B. „1.000 Töpfe“ noch die Bundesbahn weiterhelfen. Letztendlich wurden wir fündig in den Räumlichkeiten des Schlachthofes, im zweiten Obergeschoss.

Dort konnten wir uns einen Raum ausbauen. Es musste dort noch eine Wand eingezogen werden, die ich überwiegend allein aus Ytong-Steinen aufbaute. Links und rechts neben uns waren natürlich andere Bands beheimatet. Die Problematik bestand darin, dass es nicht möglich war zu proben, wenn auch nur eine dieser Bands parallel zu uns probte. Es war aber leider auch nicht möglich, sich mit diesen Bands über die Probenzeiten abzustimmen; die wollten zu jeder Tages- und Nachtzeit proben und wir hatten das Pech, im Sandwich zwischen ihnen zu sitzen. In diesem neuen Raum haben wir nicht ein einziges mal zusammen geprobt, da der Umzug in die Urlaubszeit fiel.

Als wir dann endlich wieder alle aus den Ferien zurück waren, wurde bei Annabella B. als Folge einer verschleppten Grippe eine Stimmbandendzündung diagnostiziert. Sie erhielt vom Arzt die Auflage ein ganzes Jahr lang nicht singen zu dürfen. Also wieder nix mit Auftritten für absehbare Zeit. Daher entschloss ich mich, entgegen unserer internen Absprachen alles für „FTF“ zu tun und nur in dieser einen Band zu spielen, mir ein zweites musikalisches Standbein zu suchen. Ich war zu ungeduldig und die möglichen Konsequenzen waren mir egal.

Dies führte beinahe erwartungsgemäß zu meinem Rauswurf aus der von mir mitgegründeten Band. Dies ist natürlich logisch und verständlich, da ich selbst immer vehement dafür eingetreten bin, dass wir als Musiker nur in einer Band spielen sollten/dürften. Andererseits gab es schon längere Zeit eine merkwürdige Stimmung innerhalb der Band. So hatte sich die Freundschaft zu Claus-Uwe S. auf eine merkwürdige Art und Weise abgekühlt. Gründe für die Verschlechterung der bandinternen Chemie kann ich bis heute nicht nennen. Eine gewichtige Rolle schien aber dabei zu spielen, dass ich eine zeitlang sowohl für Annabella B. als auch für Matthias S. eine Art Liebesleben-Mülleimer war. Dies änderte sich dann schlagartig als sich die beiden leierten. Vielleicht wusste ich zu viel von beiden. Es ist allerdings auch denkbar, dass sie meinen Führungsanspruch innerhalb der Band oder meine gitarristischen Fähigkeiten in Frage stellten und meinen Seitensprung als willkommene Gelegenheit zum Austausch sahen.

Umso blöder an dieser Geschichte ist, dass ich es war, der Matthias S. bat, in der Band zu bleiben, als er noch zu Zeiten von „FTF“ (Mark I) aussteigen wollte.

Vielleicht waren es aber auch die berühmten musikalischen Differenzen, denn die Meinungen über die Richtung der Musik gingen zuletzt stark auseinander. Ich halte Claus-Uwe S. und Matthias S. auch aus heutiger Sicht für sehr gute, solide Rock-Musiker, die sich aber an dem ambitionierten Versuch, „funky“ zu spielen sich aus meiner Sicht „verhoben“. Es lief nicht rund genug um zu überzeugen - obwohl es gar nicht funky ist.

Was bleibt ist ein doofer Nachgeschmack und die Trauer über eine zweite nicht genutzte Chance - und auch den Verlust von (vermeintlichen) Freunden.

Ich erhielt nach langwierigen und unerfreundlichen Verhandlungen den „Roland JX-3P“, den Gesangsverstärker „Supreme“ und die beiden Mid-Bins, die mir Claus-Uwe S. eines Abends an der Haustür übergeben hat zurück. Das Kapitel „FTF“ war damit endgültig abgeschlossen.

Ach ja, Ulrike P. stieg auch aus und blieb über einige Jahre freundschaftlich mit mir verbunden (ein Versuch der Erneuerung der Freundschaft nach ein paar Jahren der Funkstille scheiterte im Rahmen einer Premierenfeier, auf der Gine und ich uns mehr als deplaziert fühlten).

Die übrigen Mitglieder taten sich mit den Resten der Band „Airport“ zusammen und spielten noch eine Handvoll Gigs. Den Gig im „Logo“ (mein Traumauftrittsort, für mich jedoch unerreichbar) hab' ich mir angeschaut, ohne wirklich überzeugt zu sein. Viele meiner Stücke, die ich für die Band geschrieben hatte, wurden in modifizierter (besserer?) Form gespielt. Da brannte aber kein Feuer.



On the Air bzw. Clao - Die unerfreuliche Story

Auslöser, mit Sicherheit aber nicht der alleinige Grund für die einseitige Beendigung meiner Mitgliedschaft bei „FTF“ war zweifelsohne der Schritt, mir ein zweites musikalisches Standbein infolge des Singverbotes der Annabella B. zu suchen.

Allerdings hatte ich nicht vor, in der „Zweitkombo“ Gitarre zu spielen. Ich wollte dort meine Fähigkeiten als Keyboarder verbessern. Manchmal kommt es aber schneller anders als man denkt. Hier nun die Geschichte aus meiner Sicht und der Reihe nach.

Ein Mitbewohner des Hauses, in dem auch Claus-Uwe S. wohnte, war Jürgen S. Natürlich kannte ich ihn bereits seit langer Zeit, da er mit Claus-Uwe S. freundschaftlich verbunden war. Zusammen mit ihm und seiner Freundin Kaschi ? und Claus-Uwe S. hatten wir bereits zahlreiche Konzerte gemeinsam besucht. Seine musikalischen und gitarristischen Fähigkeiten schätzte ich aufgrund der Kostproben, die er zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit bot, eigentlich immer als mangehaft ein. Da ich aber ein Zweitprojekt ohne große Ambitionen (für mich) suchte, dachte ich mir, für die Zeit meiner Keyboard-Lehre vielleicht nicht einmal so schlecht in seiner Band einfach nur mitzumachen. So weit so gut.

Mitstreiter in dieser Band, die ähnliche Musik wie „FTF“ versuchte zu spielen, war Claudia E., eine nicht sonderlich begabte, am Anfang ihrer Gesangserfahrung stehende Sängerin. Ihr fehlte jegliches Temperament um zu explodieren, die Handbremse zu lösen. Sie bemühte sich, die Gesangslinien die ich ihr (später) vorsang, so gut wie möglich nachzusingen. Sie hatte leider nie wirklich eigene Ideen für Melodien oder Phrasierungen.

Der Schlagzeuger war ein echter Power-Typ, der dazu neigte, die Stücke immer schneller werden zu lassen (allerdings viel besser, als ständig langsamer zu werden). Jan ? war hochgradig unzufrieden mit den Leistungen von Jürgen S.

Frank P. war ein lieber Kerl. Ein Bassmann Marke Tanzmucker, der auch niemals volles Rohr spielen konnte oder wollte (Mentalität?). Er schuf zusammen mit Jan ? aber eine druckvolle und solide Basis. Mit Sicherheit waren diese beiden Musiker das Fundament der Band, auf dem sich die beiden Frontleute eher schlecht als recht behaupteten. Frank P. hatte bereits Gigs in GB gespielt - und er war stolz auf seine Kontakte zu Horst Stachelhaus (Redakteur beim Fachblatt - eine der ehemals führenden Musikzeitschriften). Von ihm lernten wir auch, dass britische Bands immer diese blöden Rasselschlüsse spielen, damit das Publikum das Bier in Ruhe abstellen kann, bevor Applaus gefragt ist.

Schnell stellte sich jedoch heraus, dass Jürgen S. bei der ersten gemeinsamen Probe offensichtlich weit über sich hinaus gewachsen war; er erreichte diese Form in der Folge bei weitem nicht wieder. Er spielte danach leider nur noch grottenschlecht; so, wie ich es eigentlich von ihm kannte. Um aus der Nummer wieder herauszu kommen, bat ich ihn schon bald, wieder „aussteigen zu dürfen“. Geradezu verzweifelt bat er mich jedoch zu bleiben, da er seit meinem Einstieg um die Signalwirkung eines Ausstieges wusste; armer Jürgen S. gefangen in der Zwickmühle.

Also übte ich mit ihm Gitarre; allein, ohne Band. Er machte aber keine noch so kleinen Fortschritte, da er kein Gefühl für sein Instrument hatte. Dann wurde die Angelegenheit aber dramatisch: er machte sich zum Aufbau und dem Ablauf der Stücke keine Notizen, konnte ihn sich aber auch nicht merken. Dies gipfelte darin, dass er uns vorwarf, wir würden absichtlich gegen ihn spielen und den Ablauf der Stücke hinter seinem Rücken absichtlich ändern, um ihn lächerlich zu machen; lächerlich, in der Tat. Warum sollten wir so etwas tun?

Es blieb uns somit keine Möglichkeit mehr, als ihn zu feuern. Leider sah er mich als den „Drahtzieher“ dieser Aktion, weil ich als Einziger den Mut hatte, ihm die Nachricht zu überbringen. Und damit hatte ich Todtfeind Nummer 2; geht schnell im „Musikgeschäft“.

Wir haben dann ein paar Monate unter dem Bandnamen "Clao" weitergemacht. der Name kommt von dem Kurznamen der Sängerin Claudia E. und sogar noch neue Songs aufgenommen, die allerdings einigermaßen rumpelig klangen. Hier ein Beispiel:

Clao - Stop the Time - Hier den Song anhören

Kurz danach gab auch Jan ? seinen Ausstieg bekannt, da er sich beruflich nach Spanien verändern konnte/musste (er war bei MAN angestellt). Da waren es nur noch 3 Figuren.



Projekt X - Die unerfüllte Story

Parallel zu den Irrungen und Wirrungen nach dem Rauswurf bei „FTF“ und den Turbulenzen bei „On Air“ versuchte ich mir eine eigene Gruppe aufzubauen, in der ich vornehmlich viel Keyboard spielen und singen wollte. Dieses Projekt war von mir als Parallelveranstaltung zu „On Air“ gedacht, mit mir als Frontmann. Ich hab' es für diese Bestandsaufnahme einfach „Projekt X“ genannt.

So eine Art „konzertante Rock-Musik“ hätte es werden sollen. Mitmusiker habe ich versucht über einen ganz eigenen Weg zu finden. Ich habe die Leute angerufen, die per Inserat Musikunterricht anboten und sie gefragt, welcher ihrer Schüler wohl weit genug für einen Bandeinsatz seien.

Auf diese Art und Weise habe ich zuerst Susanne T. gefunden, die erst im Alter von 30 Jahren über einen Lebensabschnittspartner zum Schlagzeug gefunden hatte. Susanne T. hat mir übrigens sehr viele Jahre später in Helvesiek auch die Grundkenntnisse des Schlagzeugspiels vermittelt. Sie war als Schlagzeugerin grundsolide und zuverlässig, die allerdings niemals durch spektakuläre Aktionen und/oder Spielweisen auffiel.

Ellen T. kam auf die gleiche Art zu diesem Projekt. Ellen T. kam aus dem Dunstkreis eines Frauen-Musik-Projektes mit leichtem Emanzen-Touch. Sie spielte noch nicht sehr lange Saxophon und steigerte sich im Verlauf des Zusammenspiels kontinuierlich. Ihr Instrument war das Alt-Saxophon. Auch sie kam nie vollständig aus sich heraus, was ebenfalls sehr schade war.

Ein Bassmann konnte leider trotz intensiver Suche nicht gefunden werden. Gibt's doch gar nicht, kein Bassmann!!! Die wachsen doch sonst an jedem Baum. So kam mir die Idee, dass „Projekt X“ mit den Trümmern von „On Air“ und "Clao" zu verknüpfen, weil uns dann nur noch ein Gitarrist fehlte, da ich unbedingt bei den Keyboards bleiben wollte.

Uns so wurde aus zwei angeschlagenen Halb-Projekten eine Band, die einen halbwegs versöhnlichen Abschluss meiner musikalischen „Laufbahn“ zu Wege brachte, wenngleich ich mir nach Zeiten der Oberligaambition immer wieder wie in der Kreisklasse vorkam.



Smile for the Camera - Die abschließende Story

Diese große Lösung sollte mein letztes Bandprojekt sein. Also wieder alles von vorn, nur mit dem Handycap ohne Repertoire und ohne Anlage starten zu müssen. Arschbacken zusammen und nochmals aufraffen.

Der Name „Smile for the Camera“ entstammt einem Song der von mir sehr verehrten Gruppe „Steely Dan“. Die ebenfalls von mir vorgeschlagene Alternative „Girls can't drive“ konnte sich nicht durchsetzen. Bei insgesamt drei Frauen in der Band wäre dieser Name doch sehr selbstironisch gewesen und hätte bei den Männern, glaube ich, ein ungläubiges ggf. belustigendes Kopfschütteln verursacht.

Der Stil dieser Formation ist nun wirklich mit reinrassigem Pop zu umschreiben, der wiederum „chartkompatibel“ sein wollte (nein, er war es!). Die rockige Komponente der anderen Formationen trat sehr in den Hintergrund. Dies mag auch daran gelegen haben, dass das Herz der Band (Bass und Schlagzeug) für harte Rockmusik einfach zu weich war und die Songs von mir auf dem Keyboard komponiert wurden, da ich mich vollständig von der Gitarre lösen wollte.

Dadurch waren die Songs wiederum noch ein Stück ausgefeilter; noch erwachsener. Die Instrumentierung, was für ein Wunder bei insgesamt sechs Musikern, war sehr abwechslungsreich. Vielleicht hätte es diese Formation geschafft, wenn nicht ausgerechnet hier die Sängerin zu wenig Stimme, Kraft und Feuer gehabt hätte - letztendlich das schwächste Glied war.

Smile for the Camera - Madeleine - Hier den Song anhören

Smile for the Camera - Mannequin - Hier den Song anhören

Die Band bestand nunmehr aus Susanne T. (Drums), Frank P. (Bass), Ellen T. (Saxophone), Dirk „Schredder“ (Gitarre), Claudia E. (Vocals) und mir (Keyboards).

Dirk ? kam wie nahezu alle Musiker direkt oder indirekt via Anzeige zu uns. Er war ein wortkarger Typ - mit einer gewissen Ähnlichkeit zu Steve Morse von „Deep Purple“ - mit einem tiefsinnigen Humor, der sich eher in der Metal-Ecke beheimatet sah, was durch sein Instrument, einer weißen „Gibson Explorer“ auch optisch unterstrichen wurde. Er war „Kränwognfohrer“ beim ASB und ein echter Schredder-Gitarrist, der, wenn auch nur sporadisch, solistische Glanzlichter setzte; leider bei Auftritten eher nicht. Insgesamt leistete er viel zu wenig Basis- bzw. Rhythmusarbeit; auch ein Grund für das Fehlen von rockigen Ecken und Kanten.



Smile for the Camera - Das Equipment

Meine Equipment-Reste aus „FTF“-Zeiten bildeten zunächst das dürftige Fundament für den Sound von „SFTC“. Da Jürgen S. mit seinem erzwungenen Abgang natürlich alle seine Gerätschaften abzog, und dies war nicht wenig, da er sehr viel Geld in sein Baby investiert hatte. Hätte er vergleichbar viel Übungs-Zeit investiert, wäre ihm und uns der Rauswurf erspart geblieben. So gehörte ihm z.B. ein Mitec-Mischpult, für das er locker 2.600,- DM ausgeben konnte.

Als das Programm von „SFTC“ sich der Komplettierung näherte (jene magische Zahl von ca. 16 bis 18 Stücken für ein Programm von 2 mal ca. 45 Minuten) beschlossen wir, uns eine eigene P.A. zuzulegen. Die Gründe waren dieselben wie bei „FTF“: nichts ist blöder als bei einem Auftritt aufgrund von P.A.-Miete auch noch Geld zuzusetzen.

Bei einer Combo im Bunker in der Nähe der Dorothenstraße wurden wir bei Bass-Bins fündig. Es handelte sich allerdings nicht um die großen „4560“ sondern um die kleinere Ausgabe. Die Dinger waren so verwarzt, dass wir beschlossen, meine Mid-Bins und die „neuen“ Bass-Bins rot zu streichen. Dies war eine Gemeinschaftsaktion der gesamten Band.

Wir kauften uns dazu eine Endstufe unbekannten Fabrikates, die so um die 2 x 150 Watt leistete. Diese Endstufe war allerdings elektrisch gut aufgebaut, da sie pro Kanal einen separaten Ringkern-Trafo besaß. Ich kaufte für die Band einen 12-Kanal-Mixer der Marke „Ross“ für 950,- DM im „Musikmarkt Rotherbaum“. Das Teil funktioniert im Jahr 1997 immer noch. Es wurde 2004 von mir an eine Musikschule in Rotenburg verschenkt.

Susanne T. hatte zu beginn ein uraltes, winziges Schlagzeug, was sie dann gegen ein tolles, rotes Set der Marke „Pearl“ austauschte. Dieses Set hat sie für ca. 2.000,- DM ihrem Schlagzeuglehrer abgekauft. Es steht heute (2021) immer noch bei uns auf dem Dachboden und bedarf einer Aufbereitung.

Frank P. spielte eine nahezu mannshohe (Frank P. war nicht gerade sehr groß) „Ampeg-Anlage“. Sein Bass war ein Steinberger-Nachbau (das sog. „Paddel“ ohne Kopfplatte) von „Hohner“, der aber sehr anständig klang; oder war es die Bass-Anlage die für den anständigen Klang verantwortlich war.

Welche Saxophone Ellen T. spielte - keine Ahnung; Dirk ? jedenfalls spiele seine „Explorer“ über einen „Mashall“ (worüber sonst kann man eine „Explorer“ spielen). Claudia E. hatte ein Mikrophon von „AKG“, welches zum damaligen Zeitpunkt etwa 400,- DM kostete.



Für die Beschreibung meines Equipments reicht ein Absatz allerdings nicht aus; und dies obwohl ich immer notorisch pleite war. Woher kam also das Geld? Dadurch, dass ich die Firma „Hermes Kreditversicherung AG“ im Jahr 1986 verließ, erhielt ich aus bereits eingezahlten anteiligen Rentenansprüchen ca. 10.000,- DM. Da meine Großmutter zudem kurz danach starb, erbte ich weitere 2.000,- DM. Mein Schuldenkonto belief sich zu dieser Zeit auf ca. 17.000,- DM (Minus natürlich!!!). Das ganze schöne Geld darauf verwenden, die Schulden zu tilgen und dann immer noch im Minus zu sein; bin ich denn blöd? Jein!

Jedenfalls hab' ich mir zu meinem „Roland JX 3P“ (aus der Konkursmasse von „FTF“) und dem „Yamaha DX-21“ (finanziert bei No.1) erst einmal ein „richtiges“ Keyboard gekauft. Dies war ein gebrauchtes (Wohnzimmer gepflegtes) „Yamaha DX-7“, was ich von Herrn Miet, einem Mitglied des „Yamaha-User-Clubs“ in Hamburg gekauft habe. Dieses Keyboard hab' ich dann 2004 ebenfalls an die Musikschule in Rotenburg aus Frust verschenkt, weil kein Mensch meine Kompositionen hören wollte. Im Mai 2019 hab' ich dann von einem Klaus in Hamburg für 290,- Euro einen generalüberholten, gebrauchten „Yamaha DX-7“ inkl. Stativ und einer CD-ROM mit geschätzten 10.000 Sounds erworben. In den Zeiten vor Corona (2020 bis 2021) waren solche Aktionen noch bedenkenlos machbar.

Sampler waren zu dieser Zeit Anfang/Mitte der 80er-Jahre auf der Höhe der Zeit. Also wollte auch ich einen haben. Also kaufte ich beim „Musikhaus Rotherbaum“ einen „Ensoniq Mirage“ zum stolzen Preis von 3.500,- DM. Sounds und Betriebssystem für diese Kiste erhielt ich weitgehend kostenfrei über Lothar ? von „No 1“ - vielen Dank nochmals!!!

Für den „einfachen“ Transport meines Equipments baute ich mir eine Keyboard-Kiste für 3 Keyboards. Und ein Rack für das zugehörige Equipment inkl. eines kleinen 6-Kanal-Mixers, des „Roland“-Verstärkers (ja, der kleine Brüllwürfel aus den Anfangstagen hatte eine neue Aufgabe bekommen) in stark zerlegter Form (ohne Speaker), den „C-64“ inkl. Diskettenlaufwerk. Diese beiden Teile, aus stabilen Holz, stellten eine echte Herausforderung für meine und die Muskeln der Mitmusiker dar; - zwar praktisch, diese Kisten waren aber auch höllisch schwer.



Smile for the Camera - No Way Out - Hier den Song anhören

Smile for the Camera - Die Auftritte

Auftritte in der Chronologie (leider ohne genaue Auftrittsdaten)

- „Tanzhaus“
- „Die Kneipe“
- Jean Pascale (private Weihnachtsfeier)
- „Lütt' Hus“

Der Debut-Auftritt im „Tanzhaus“, bei dem wir einen Set von ca. 7 bis 8 Stücken spielten, litt unter einem miserablen Zeitplan, da die diversen Trachten- und Volkstanzgruppen allesamt stark überzogen. So kamen wir erst gegen Mitternacht an die Reihe; die „Alten“ verzogen sich sofort, da es ihnen zu laut war und die „Jungen“ tanzten und fanden es wie wir ganz okay. Für den Auftritt hatten wir uns eine Anlage gemietet (einmalig), die Dirk ? dann kurz vor der Rückgabe auf dem Hof komplett umkippen ließ. Zum Glück nur geringe optische Schäden.

In „Die Kneipe“ hatten wir ein Heimspiel, da es sich um unsere Stammlokalität handelte. Die Bühne war winzig, der Laden voll mit Freunden (auch Gine!) und Kollegen. Der vom „C-64“ gesteuerte Song „Spys“ ging voll daneben, weil Susanne T. nicht syncron mit dem Klack spielte und mußte abgebrochen werden, was sehr schade war, da auch ein Casio-Blasinstrument zum Einsatz hätte kommen sollen. Insgesamt aber spaßig.

Bei „Jean Pascale“ war's eine Weihnachtsfeier. Beim Verladen der Anlage hatte ich mir furchtbar den Daumen gequetscht. War aber sehr lustig, da auch „Spys“ geklappt hat. Nach den beiden Auftritten haben wir uns dann dem Alk hingegeben, da die Anlage stehen bleiben konnte. Weil ich zu dun zum Auto fahren war, hat mich Ellen zu sich mit nach Hause genommen. Die empfand ich als absolut tolle Frau - eine späte Liebeserklärung. Abgebaut haben wir die Anlage erst am Folgetag.

Im „Lütt' Hus“ haben wir den zweiten und letzten offiziellen Auftritt mit „SFTC“ gehabt, ohne es zum Glück zu ahnen. Wir mußten erstmals 3 Serien spielen und es war irgendwie komplett der Wurm drin. Ich war so grottenschlecht und unkonzentriert wie nie zuvor. Das Publikum war weder zahlreich noch begeistert (verständlich). Nach dem Auftritt hat Dirk ? seine Sachen mit (zunächst) plausibler Begründung in seinen Wagen verladen - und wurde nie mehr gesehen.

Wir hörten noch von Dirks ? Erkrankung (irgendewas in seiner Birne), brachten ihm zum Geburtstag ein Paket vorbei. Er hat sich aber nicht mehr bei uns gemeldet. Zunächst wollten wir zu fünft weitermachen. Ich hätte dann bei einigen Stücken wohl die Gitarrenparts übernommen. Was dann aber tatsächlich kam, war die Auflösung im Mai 1989. Auch, weil Claudia E. uns mitteilte, dass sie schwanger sei.

Hier endet die Story. Vielen Dank für Ihr Interesse - es geht zwar noch ein wenig weiter, es fehlen aber weitestgehend gute Fotos und Klangbeispiele.



Übungsräume - Die Fakten

Übungsräume zu finden war eines der größten Probleme, mit denen sich Bands in Hamburg in den 80er Jahren herumschlagen mußten. Ingesamt hatte ich (und damit die Bands in denen ich spielte) sehr viel Glück mit den Übungsräumen.

Zunächst (mit „Komtnix“) war die Aula der Schule „Burgunderweg“ unser Proberaum (und für diverse Probeläufe auch Testbühne). Allerdings hatten wir dort immer das Problem mit den benachbarten Schachspielern, denen wir zu laut waren. Außerdem mußten wir für die Proben aufbauen und danach wieder abbauen. Danach konnten wir das Fotolabor der Schule als ständigen Probenraum benutzen - natürlich ohne einen Pfennig dazubezahlen zu müssen, da Folker B. der Sohn des Schulleiters war. Auch im Fotolabor mußten wir stets aufbauen, proben und anschließend abbauen, aber im Gegensatz zur Aula fiel wenigstens der nervige Transport zur Aula weg.

Nach der Auflösung/dem Ausstieg bei „Greyhound“ (Central Station) fanden wir ein neues Domizil im ehemaligen Büro der Gartenbaufirma „Scherkus“ (elterlicher Betrieb von Claus-Uwe S.) in Hamburg Niendorf. Dieses Büro war total muffig, mit alten Ordnern und sonstigem Krempel zugemöhlt, hatte eine verdreckte Hausbar aber leider keine Heizung. Die Heizung bestand dann über die Jahre aus einer Gasheizung mit Propangasflasche, so, wie sie die Deutsche Bundespost in den Schächten verwendete. Im Winter waren die Außentemperaturen somit auch die Innentemperaturen. Erst nach ca. 10 bis 15 Minuten konnten wir dann loslegen. Für die Instrumente waren diese klimatischen Extreme (im Sommer natürlich brüllend heiß) weniger gut.

Positiv an diesem Übungsraum war die Tatsache, dass wir spielen, proben und jammen konnten, wann immer wir wollten. Die Hundezüchter auf der anderen Straßenseite waren durch die nahe Start- und Landebahn des Flughafen Fuhlbüttel ohnehin nicht verwöhnt.

Die Polizisten, die einmal während einer Probe bei uns erschienen, kamen nicht etwa, um uns zur Ruhe zu mahnen, sondern um Hilfe für ihre, durch leichtsinnige Fahrweise in Wassergräben abgerutschten Motorräder (Dienstfahrzeuge) herbei zu holen. Zum Dank für unsere unbürokratische und schnelle Hilfe - mit vereinten Kräften haben wir die schweren BMW's wieder auf den Weg gehoben und gezogen - brachten Sie uns wenige Tage später einen Kasten Bier vorbei. Mal ein gute Aktion der Polizei.

Positiv war auch, dass wir mit dem Transporter oder LKW direkt an das ebenerdige Büro heranfahren konnten, so dass die Ver- bzw. Endladeaktionen im Zusammenhang mit Auftritten immer relativ zügig vonstatten gingen. Vor dem Gebäude standen alte, vor sich hingammelnde Baumschinen- und fahrzeuge. Diese Fläche eignete sich auch für diverse Spiele (tatsächlich - Frisbee oder ein wenig Gekicke) oder als Grillplatz (auf der dann um 90 Grad geschwenkten Heizung). Es stand dort auch noch ein alter „Hannomag“-Transporter, mit dem wir noch zu unserem ersten Auftritt gefahren waren, für den ich mich später (zu spät) sehr interressierte. Leider war das Fahrzeug schon zu lange nicht mehr dem TÜV vorgeführt worden, so dass eine Abnahme durch den Baurat erforderlich geworden wäre. Schade, zu viel finanzielles Risiko.

Leider mussten wir diesen ungemütlich/gemütlichen Raum verlassen, als die Überreste der Firma „Scherkus“ verkauft wurden. Wir fanden einen Übungsraum im Schlachthof; siehe dazu das Kapitel von „FTF“.

Mit dem Einstieg in die Band „On the Air“ gab es einen erneuten Übungsraumwechsel. Diesmal in das 4. Obergeschoss eines alten Lager- und Fertigungsgebäudes in der Glashüttenstraße an den Messehallen. Dieser Übungsraum lag inmitten eines chaotischen Lagers einer Importfirma für Großventilatoren und E-Heizungen. Zum Glück hatte das Gebäude einen relativ zuverlässigen Lastenaufzug (Hinweis Schlepperei). Toll war auch die Aussicht von dort auf Hamburg in Richtung Heiligengeistfeld und den Hafen. Den „Prince“-Auftritt im St. Pauli-Stadion am Millerntor konnten wir von hier aus akkustisch eindrucksvoll miterleben. Allerdings war der Sound-Check am Vortag besser als das Konzert.

Auch diesen Raum mussten wir bald, allerdings mit blöden Begründungen (steckte Jürgen S. dahinter) verlassen. Über Susanne T. fanden wir Räumlichkeiten über dem Lager der Firma „Grothjan Autoteile“ weit in Hamburgs Osten. Wir mussten/konnten uns dort selbst einen Raum abteilen/bauen. Die erforderlichen Rigipsplatten habe ich mit meiner „Suzi“ (ein kleiner Geländewagen der Marke „Suzuki“) dorthin transportiert. Die Tragfähigkeit des Bodens war mit nur ca. 200 kg/qm sehr gering und zudem war er schwingungsaktiv. Das Schlagzeug mussten wir auf ein Palettenpodest stellen, um wenigstens das Schlagzeug insgesamt zu stabilisieren. Vor dem Übungsraum (ca. 30 qm) richteten wir uns eine „gemütliche Sitzecke“ aus Sperrmüllmöbeln ein. Während der Ausbauarbeiten fiel Claudia E. (gelernte Dekorateurin bei einem Mode-Discounter durch Unfähigkeit an der Stichsäge - Abbrechen von Sägeblättern) negativ auf. Vor dem Bereich unseres neuen Proberaumes lag wiederum der Zugang durch das Chaos-Lager eines „Sachensuchers“ (Müll, Abfall und Kaputtes). Äh, als Herrentoilette dienten die Büsche vor dem Haus!

P.S. Der Einheitspreis für Übungsräume war übrigens immer ca. 300,- DM!!!



Yamaha-User-Club - Die Story

Die „Yamaha-User-Clubs“ wurden etwa in der Mitte der 80er Jahre von der Firma „Yamaha“ weltweit gegründet. Ziel dieses Clubs war es, Keyboardern Informationen über aktuelle und neue Instrumente aus erster Hand zu geben. Dazu wurden in den „Yamaha-Musikschulen“ monatliche Treffen der Mitglieder abgehalten. Die Treffen unseres Clubs fanden in der „Yamaha-Musikschule“ in der Hamburger Straße statt. Geleitet wurden diese Treffen (zunächst) von Herrn Drögemüller, „Yamaha-Europa“ in Rellingen, der als Mitinitiator dieser Club-Idee galt.

Die Mitgliedschaft in diesem Club war kostenlos. Alle Clubmitglieder erhielten, ebenfalls kostenfrei die Quartalweise erscheinende Clubzeitschrift, die über die Aktivitäten der einzelnen Clubs berichtete. An diese Clubzeitschrift kann ich mich jedoch beim besten Willen nicht mehr erinnern und natürlich habe ich auch keine Ausgabe mehr. Die Ausstattung mit Instrumenten war außerordentlich gut, da in der Regel jeder anwesende Keyboarder ein eigenes Testinstrument benutzen konnte.

Kenntnis über diesen Club erhielt ich von meinem damaligen Mitauszubildenden der „Hermes Kreditversicherung AG“, Holger R., der selbst ein begeisterter Folk-Musiker war. Zu den Treffen kamen (anfänglich) 10 bis 15 Keyboarder mit völlig unterschiedlichen musikalischen Backgrounds und einer total unhomogenen Altersstruktur von ca. 18 bis zum Alter von 69 Jahren (Herr Miet).

Durch den Club ergaben sich persönliche Kontakte, die entweder zu gemeinsamen Essen nach den Klubtreffen (oftmals im Friesenhof) führten oder zu privaten Besuchen um z.B. Sounds auszutauschen (mein Akkustik-Gitarrensound inkl. Saitenquitschern auf dem „DX-7“ z.B. stammt von so einer Tauschaktion mit Claus Vogel von „Second Connection“). Auch private Kauf- und Verkaufsaktionen liefen unter den Mitgliedern ab. So kaufte ich, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, meinen „DX-7“ von Herrn Miet, der sich das Nachfolgemodell zulegen wollte, für 2.800,- DM (Neupreis ca. 4.000,- DM) in absolut Wohnzimmer gepflegten Zustand. Wie ich später von Herrn Miet erfuhr, war er von den (Klang-)Möglichkeiten des Nachfolgemodells eher enttäuscht. Seine Frau hatte aber vor der Neuanschaffung auf den Verkauf des alten „DX-7“ bestanden.

Auch zu Zeiten der Suche nach einem zweiten musikalischen Standbein konnte ich bei Club-Mitgliedern anfragen und so spielte/sang ich einmal mit der Band von Christina ?. Zum Glück wurde nichts daraus, da ihr Freund ein absolutes Ekel war, der zudem mit einer tierisch teuren Gitarre (eine „Paul-Reed-Smith“, damals 3.500,- DM teuer) nur absoluten Müll produzierte. Die Band ist dann übrigens auch nie aus dem Probenraum herausgekommen. Christina ? hab' ich auch nach den Clubzeiten immer mal wieder auf Konzerten (u.a. in der Fabrik) zufällig getroffen.

Für ca. 1 Jahr war ich auch gewählter Sprecher des „Yamaha-User-Clubs“. Allerdings zeichnete sich da bereits ab, dass „Yamaha“ das Interesse an der Fortführung der Club-Idee verloren hatte. Aufwand und Ertrag standen von Beginn an in einem krassen Mißverhältnis. Zudem war eine ausschließlich auf „Yamaha-Produkte“ ausgerichtete Interessenlage auf Dauer nicht zu erwarten/durchzuhalten, da die wenigsten Keyboarder ausschließlich „Yamaha“-Keybords einsetz(t)en. Irgendwann nach einer Sommerpause ließ „Yamaha“ die Club-Idee sanft einschlafen. Gefallen hat es den Verantwortlichen bestimmt nicht, dass die letzten Treffen zunehmend zu einer Soundtauschbörse mutierten, da „Yamaha“ keine Neuheiten entwickelte, auf die die Club-Mitglieder sehnsüchtig warteten.



Songwriting - Die Story

Für gute Songs gelten für mich zwei Sätze erfolgreicher Musiker: „Der Refrain ist der Song“ und „The Singer makes a Song a Hit“. Ich glaub, dass diese Sätze stimmen!!! Allerdings glaub' ich auch, dass in letzter Zeit der tolle Song gegenüber einem tollen Sound deutlich an Boden verloren hat.

Wie entsteht nun ein guter Song, wie entsteht ein Hit? Keine Ahnung!!! Ich weiß aber, wie meine Songs entstanden sind. In nahezu allen Fällen hatte ich zunächst eine sog. „Hook-Line“ (die zentrale Refrainzeile), die zumindest „catchy“ war. Hatte ich eine Idee für eine „Hook“, so schrieb ich sie im Regelfall nicht auf. Denn wenn sich nicht einmal der Autor nach einer Zeit an seine eigene Idee erinnert, wie soll sich dann das Publikum an den Song erinnern, den er zudem nur ein einziges Mal hört? Dieses Prinzip funktioniert tatsächlich und nahezu alle Songs, die feste Größen im Programm waren, basierten auf solchen „unvergessenen Hooks“.

Mit der „Hook-Line“ steht in der Regel die Thematik eines Songs. Zu dem Thema habe ich dann jeweils versucht, mir Szenen vorzustellen und diesen Szenen Gefühle zuzuordnen. Mit diesem „Kurzfilm“ im Kopf ist es dann leichter, den Refrain zu vollenden. Zu den Refrains habe ich mir dann Gitarrenakkorde oder Riffs erspielt („FTF“) oder Keyboardakkorde („SFTC“) gesucht. In vielen Fällen habe ich noch ein paar provisorische Harmonien für die Strophe ausgearbeitet.

Dann hieß es, die Idee der Band vorzustellen - und zu verteidigen. Manchmal auch autoritär und despotisch: „Das wird jetzt erst einmal so gespielt, wie ich es mir vorstelle, dann kann gemeckert und geändert werden!“ Schwierige Situation, die immer wieder zu Frustationen führte. Speziell, wenn man, wie ich ca. 70% des Materials schrieb, entstand schnell der Eindruck es müßte immer nach meiner Nase gehe; muß es auch, solange man den Kurzfilm allein im Kopf hat.

Die Rhythmik, die Breaks und die endgültigen Harmonien wurden dann von der gesamten Band im „Jam-Verfahren“ (spielen, spielen und probieren) erarbeitet. Dabei habe ich immer das Motto ausgegeben: die Strophe für die Musiker (also gern etwas vertrackter) und der Refrain für die Zuhörer (also gern etwas eingängiger). Leider war mir der kreative Input der Sängerinnen immer zu gering; und für die Gitarren-Parts und -Soli blieb immer viel zu wenig Zeit. Nach dem Song ist vor dem Song!!! Mangelware Song.



Aufnahmen - Die Story

Im Tonstudio war ich nie; viel zu teuer!!! Wir hatten damals ein Angebot für eine Aufnahme in einem absoluten Schrott-Studio in Bahrenfeld für 600,- DM pro Tag. Zum Glück haben die Idioten uns eine Produktion vorgespielt: absolut mumpfig und unhörbar. Unser Tonstudio war immer unser Übungsraum. Heute wäre dies undenkbar, da selbst absolute Newcomer schnell eine CD produzieren. Dazu sei angemerkt, dass die Preise für sog. Profi-Equipment in den vergangegen Jahren dramatisch in den Keller gegangen sind. Ich möchte kurz die Arbeitsweise bei den allerersten Aufnahmen mit „FTF“ (Mark I) im Jahre 1983 beschreiben.

Während der Aufnahmen war ich von Beginn an immer für Technik und Sound zuständig. Nie gab es darüber eine Diskussion. Die Technik bestand anfangs aus unserem Live-Equipment und einem 4-Spur-Recorder „Fostex X-15“ (von „Blackfield“ geleast) sowie einem sog. „Eimer-Ketten-Hall“ (analog von „Vestax“) teilweise ergänzt um den Feder-Hall meines „Rolands“; exakt der alte Brüllwürfel aus den Anfangstagen.

Während der diversen Aufnahmen haben wir immer in Stereo aufgenommen! Niemals Spuren zusammengelegt, oder mit dem Ping-Pong-Effekt gearbeitet, der unweigerlich in Mono endet. Bei „FTF“ haben wir das Schlagzeug (mit 5-6 Mikros) und Bass jeweils gleichzeitig und absolut „live“ eingespielt - ohne Gitarre und Gesang. Gab es einen spieltechnischen Fehler, so mußte der Part nochmals komplett fehlerfrei in Angriff genommen werden. Ich hab' dann immer per Handzeichen oder Zettel angezeigt, an welcher Stelle innerhalb eines Songs wir uns befanden. Ohne Gesang/Gitarre ist die Orientierung innerhalb eines Songs sehr schwierig. Dazu kommt der Streßfaktor; bloß keinen Fehler machen. Berücksichtigt man diese Umstände, kann man ermessen, wie gut Claus-Uwe S. und Matthias S. waren. Nach der Aufnahme von Schlagzeug und Bass waren nachträglich keine Korrekturen, auch keine Lautstärkeanpassungen der Instrumente untereinander möglich.

Der Gesang bekam jeweils eine eigene Spur, da der Gesang das wichtigste Element eines Songs bildet. Schlagzeug und Bass bilden das Soundfundament. Durch die separate Spur war es natürlich möglich, die besten Versuche in der Endfassung zu verwenden. Die Aufnahme der Gitarre stand immer unter dem Einfluß, dass bereits alle genervt waren, weil man nach ca. 2 Wochen Aufnahme an 4 bis 5 Übungsabenden endlich wieder spielen/proben wollte. Leider konnte ich meinen Sound nicht selbst aufnehmen, da zur Einstellung und Kontrolle sowie der Bedienung des Recorders jeweils ein Mitmusiker im Vorraum per Kopfhörer erforderlich war. Die Gitarre wurde also stets „Made in Eile“ aufgenommen. Aus diesem Grund war ich mit dem auf's Band gebannten Sound und der Spieltechnik selten bis nie vollständig zufrieden. Auf das Gesamtergebnis in Anbetracht der technischen Möglichkeiten und Einschränkungen bin ich aber auch heute (2021) noch stolz.





Pressemappen und Infos - Die Story

Auch für die Gestaltung der Pressemappen und Band-Infos fühlte ich mich verantwortlich und wurde auch dafür verantwortlich gemacht! Genau genommen war ich für alle Bandinkarnationen so etwas wie ein Manager, Pressesprecher, Songschreiber, Toningeneur, Producer, Roady und, bevor ich es vergesse, auch noch Gitarrist oder Keyboarder und Sänger in Personalunion - ein Mädchen für alles. Dieser Begriff ist in 2021 wahrscheinlich nicht mehr politisch korrekt.

Auch im Zusammenhang mit den Pressemappen und Infos muss ich leider daran erinnern, mit welch bescheidenen Mitteln alle meine Bandprojekte in den 80er Jahren auskommen mußten. Heute, wenn ich diese Erinnerungen aufschreibe, so tue ich dies am eigenen PC, der mir alle Möglichkeiten bietet, Schriften und deren Font und Größe problemlos zu variieren und auch farbige Ausdrucke in Photoqualität bis zum DIN-A1 Format zu erzeugen.

Was gab es „damals“? Reibebuchstaben von „Letraset“ (die entscheidenden Buchstaben fehlten stets oder waren bereits abgerubbelt), Schablonen für die permanent eingetrockneten „Rotring“-Stifte, Tipp-Ex, Klebe und Schere und natürlich meinen besten Freund, den Fotokopierer, der schon in ordentlicher Qualität auf (immerhin) Normalpapier verkleinern und vergrößern konnte (hurrah!). Sicher ist, dass ich die Ressourcen der Firma „Hermes Kreditversicherung AG“ bis zur Grenze des Erlaubten (und weit darüber hinaus) beansprucht habe. Es gibt praktisch keine Cassettenhülle, keine Presse-Info für „FTF“ welche nicht auf den Kopierern dieser Firma erstellt wurde. Die Infos für „SFTC“ wurde dann wenigsten von mir außerhalb der Arbeitszeit erstellt.

Zu groß für Kopierer waren und sind natürlich „richtige“ Plakate. Bei „FTF“ wollten und mußten wir aber Plakate haben. Das Motiv für unser Plakat fand ich in einer Fotozeitschrift (Copyright hin, Copyright her). Der Druck im Format DIN-A1 ohne Rasterung der Vorlage sollte bei einer Druckerei in Wedel bei Hamburg etwas über 200,- DM kosten; viel Geld für eine Band, die unter notorischer Geldknappheit litt. Also suchte und fand ich einen Sponsor in Alice, der Inhaberin von „alice's barber shop“, die ich bei einem Konzert im Logo kennen gelernt hatte. Sie gab uns 100,- DM dafür, dass eine Werbeanbringung (mit dem Portrait einer jungen Frau) unsere Plakate verzierte. „Ist das eure Sängerin?“ war fortan die Frage, die uns gestellt wurde.

Alice, die mit einem kleinen Sohn in Scheidung von ihrem Mann lebte, ist leider kurz danach an MS erkrankt. Sie hat nie einen Auftritt von „FTF“ gesehen, genau wie meine Eltern und meine öde Schwester.








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